Die Festivals häufen sich und eins jagt das nächste. So ging es am 14.2. nach Ipoh, um dort das bislang größte Pongal-Festival in der Geschichte Malaysias zu feiern (das war zumindest der Versuch, aber da zu viele Leute gefehlt haben, haben wir den Rekord knapp verpasst.). Das Pongal Fest wird eigentlich offiziell am 15. Januar jedes Jahr gefeiert, aber da um dieses Datum herum noch soviele andere Festivals liegen, beschloss man das Rekord-Pongal in den Februar zu verschieben.
Pongal oder auch Thai-Pongal ist ein hinuistisches Erntefest, an dem man Gott für die gute Ernte dankt. Der Pongalreis, den man während des Festes traditionell zubereitet, ist ein süßer Reis mit Rosinen und Nüssen. Sehr lecker!
Ich machte mich zusammen mit anderen Austauschschülern am Freitagabend mit dem Zug auf den Weg nach Ipoh. Es war ein bisschen stressig, da ich als einzige Freiwillige aus der Umgebung Kuala Lumpur kurzerhand zur Verantwortlichen gemacht wurde und alleine dafür Sorge tragen musste 16 Austauschschüler heile nach Ipoh zu bringen. Es gab ein paar Komplikationen, aber letztendlich sind alle gut dort angekommen. Wir wurden für das Wochenende in indischen Gastfamilien untergebracht. Ich war zusammen mit Svantje, einer Austauschschülerin aus Deutschland in einer Familie.
Am Samstag trafen wir dann auch auf die anderen Austauschschüler aus der Umgebung Ipohs. Alle waren in wunderschöne indische Kleinung gekleidet. Viele hatten sich die Kleidung selbst mitgebracht, alle andere wurden von ihren Gastfamilien eingekleidet. So auch ich. Meine Gastmutter hatte mir am Abend zuvor eine Auswahl von Kleidung rausgesucht, die ich dann nach und nach anprobiert und wie auf einer Modenshow präsentiert habe.
Das Pongal Fest fand in Gopeng, ca. 30km von Ipoh entfernt, statt. Es war ein sehr großes Gelände umgeben von Limestone Felsen mit einem hinuistischen Tempel, einer Halle und einer Bühne, die extra für das Fest aufgebaut worden war. Der Tempel war richtig schön und ging auch halb in den Fels rein.
Der Eingang zu dem Gelände
Tempeleingang
Ein Hund relaxt neben den Götterstatuen
Unsere Gruppe mit indischer Tanzpose
Mit Svantje, meine Gastschwester für ein Wochenende
Yasmin und Laura, zwei deutsche Freiwillige aus Taiping
Im Laufe des Tages fanden verschiedene Wettbewerbe und Spiele statt, an denen wir uns auch beteiligt haben. In einem Wettbewerb ging es darum Kolams möglichst schön und ausgefallen zu designen. Kolams sind quadratische Bilder auf dem Boden, die man mit buntem Reis und Kreide herstellt. Sie werden normalerweise dazu benutzt die Eingäng von Häusern, Tempeln oder Malls zu dekorieren. Die Designer haben vorher keinen genauen Plan, sondern entscheiden oft spontan wie das Kolam aussehen soll.
Ein fertiges Kolam
Draußen fanden weitere Wettbewerbe statt. Bei einem musste ein Team aus 5 Leuten versuchen einen Tontopf (in dem wir auch hinterher den Pongalreis gekocht haben) zu zerschlagen. Der Topf war mit Wasser gefühlt und an einer hohen Konstruktion befestigt. Die Personen aus dem Team mussten einzeln versuchen den Topf mit einem Stock zu zerbrechen. Ihnen wurden dazu aber die Augen verbunden, sodass sie blind den Weg zu der Konstruktion finden mussten und dann drei Versuche hatten, den Topf zu zerschlagen. Zudem gab es noch eine Zeitbegrenzung von ca. 1 Minute, wenn der Teilnehmer den Topf dann nicht gefunden oder zerschlagen hatte, wurde das Spiel abgebrochen. Auch ein paar unserer AFS-Austauschschüler machten bei dem Spiel mit – ein Mädchen- und ein Jungenteam. Und obwohl sie das zum ersten Mal gemacht haben, schlugen sie sich gar nicht so schlecht und räumten sogar hinterher noch einige Preise ab.
Laura auf der Suche nach dem Pott
So sieht es dann aus, wenn man erfolgreich war
Ein Teilnehmer auf Abwegen
Ein weiteres Spiel: Ein Team aus 5 Leuten versucht an die Fahne am Ende der Stange zu gelangen. Die Stange ist allerdings sehr glitschig.
Nachmittags kam es dann zum Hauptteil der Veranstaltung: Dem Pongal-Reis kochen! Er wurde nicht etwa mit einem Herd gekocht, sondern ganz traditionell mit offenem Feuer. Wir trugen die 1001 Töpfe nach draußen und platzierten uns jeweils an einem der Feuerstellen. Mit einer großen Parade und einigen Reden (meist in Tamil, weswegen ich kein Wort verstanden hab) wurde die Zeremonie eingeläutet. Und dann hieß es 1,2,3 – Feuer anzünden. Nach einigen Anläufen gelang es uns allen, das Feuer zu entzünden, auch wenn es leider immer wieder ausgegangen ist und uns die netten Männer, die das Ganze überwacht haben, immer wieder helfen mussten. Brandschutztechnisch war das Ganze wahrscheinlich aus deutscher Sicht eine richtige Katastrophe und hätte da wahrscheinlich niemals so stattfinden können. Wir saßen relativ nah aneinander und ich bin das ein oder andere Mal fast mit meinen Klamotten in das benachbarte Feuer gekommen. Von Feuerwehr keine Spur, nur eine handvoll Polizisten. Es wurde dann auch recht schnell unangenehm zwischen den Feuern, weil uns von dem Rauch die Augen getränt haben und ich oft einfach aufstehen musste und raus aus dem Rauch gehen musste. Abgesehen davon hat es aber Spaß gemacht und war auf jeden Fall mal eine Erfahrung. Nachdem das Feuer ein bisschen größer geworden war, erhitzten wir Milch in dem Topf und füllten anschließend den Pongal-Reis mit einer Gewürzmischung hinzu.
Die Feuerstellen am Morgen
Parade vor der Zeremonie
Die Pongal Töpfe
Der fertige Pongal-Reis
AFS Gruppenfoto mit dem malaysischen Tourismusminister. Es war ein einziges Blitzlichtgewitter und wir wussten gar nicht in welche Richtung wir schauen sollten. Deswegen auch einige mit Grimassen anfangen – irgendwann konnten wir nicht mehr lächeln 😉
Leider hat für einen Eintrag ins malaysische Buch der Rekorde nicht gereicht (1001 Pongal-Töpfe gleichzeitig kochen), aber wir haben trotzdem eine Teilnahmeurkunde bekommen und es hat Spaß gemacht Teil einer so großen Pongalzeremonie zu seien, auch wenn es nicht ganz die Größte in der Geschichte Malaysias war.