In Woche 2 ging es dann alleine von Siem Reap mit dem Bus nach Battambang (diesmal wirklich ein Bus, trotzdem nicht wirklich viel bequemer, da die Plätze nun mal nicht für große Europäer gemacht sind). Battambang ist ein kleines Kolonialstädtchen mit angeblich französischem Flair, was ich persönlich aber nicht so finde. Ein bisschen merkt man den französischen Einfluss, vorallem beim Essen (endlich mal wieder vernünftige Baguettes!), aber das gilt eigentlich für das ganze Land. Aber ich war auch nur einen Tag da. Am Busbahnhof herrschte erstmal ordentlich Gewusel. Die Tuktuk-Fahrer hatten uns 5 Weiße schon vor dem Aussteigen entdecken und drängten sich jetzt in übertriebener Ueberzahl um uns, dabei schrien sie in einer Lautstärke die jeweiligen Preise der Hotels. Wir konnten kaum unser eigenes Wort verstehen, verständigten uns dann aber nach einer Weile darauf, gemeinsam in ein Hostel zu fahren, dass mir meine Schwester von ihrer vorherigen Reise empfohlen hatten. Das Tuktuk war dann übrigens frei, was den Sinn des ganzen Gebrülles nochmal mächtig in Frage stellt. Aber die Fahrer bekommen stattdessen Provision von der betreffenden Unterkunft. Kaum eingecheckt ging es dann auch direkt los zur ersten Unternehmung, denn der Tag sollte ja genutzt sein. Gemeinsam mit den Europäern aus dem Bus fuhren wir zunächst zum angepriesenen Bambuszug, mit dem es dann schneller als gedacht ca. 1,5 Stunden durch die Natur ging. Im Anschluss ging es dann zu den Fledermaushöhlen. Kaum dämmert es ein bisschen kommen dort dann Millionen (und ich übertreibe nicht) von Fledermäusen raus. Es ist schon sehr beeindruckend das zu beobachten, auch weil die Fledermäuse immer in einer bestimmten Formation fliegen und man dann am Himmel die schwarzen Schwärme überall entdecken kann. Da es in Battambang ansonsten nicht mehr viel anderes zu erleben gibt, bin ich dann schon frühzeitig am nächsten Tag in die Hauptstadt Phnom Phen gefahren.
Bambootrain
Bei Gegenverkehr wird einfach ein Fahrzeug kurzerhand vom Gleis genommen
Batcaves – so unglaublich wieviele Fledermäuse da plötzlich rausgeflogen kamen
Battambang City!
Nach einer weiteren weniger angenehmen Busfahrt in Phnom Phen angekommen, fand ich zum Glück direkt ein nettes Hostel direkt im Zentrum, indem ich dann mein 1-wöchiges Backpackerleben genießen konnte. Das Hostel hat sogar ein eigenes Kino, indem internationale Filme gezeigt werden, sodass ich das Vergnügen hatte einen schönen indischen Spielfilm zu sehen (wenn es interessiert „The Lunchbox“).
Phnom Phen ist eine süße Stadt, die aber nicht wirklich mit Hauptstädten wie Kuala Lumpur vergleichbar ist, da sie doch ein bisschen überschaubarer ist. Aber im Vergleich zu den anderen kambodschanischen Städten, merkt man schon einen Unterschied. Es wirkt dann doch etwas voller und geschäftiger und natürlich stehen hier die ganzen wichtigen Denkmäler und großen Gebäude (riesige Wolkenkratzer sucht man aber trotzdem vergeblich). Trotz allem merkt man aber auch die Armut der Menschen viel mehr. Auf den Straßen sieht man viele Bettler und Obdachlose, aber nichtsdestotrotz sind alle immer noch am Lachen.
Denkmal zur kambodschianisch-vietnamesischen Freundschaft – in Erinnerung an die Befreiung Kambodschas von der Herrschaft der Roten Khmer durch die Vietnamesen
Der König von Kambodscha. Laut meinem Tuktuk-Fahrer wohl vom anderen Ufer, da er mit 50 immer noch nicht verheiratet ist und einen leichten femininen Tatsch hat
Das Siegestor – nur der König und seine Familie sowie ranghohe Gäste dürfen dort hindurch
Der Königspalast
Die Silberpagode, in der sich die Schätze befinden
Die Statue des früheren Königs. Es war eigentlich mal eine Statue von Napoleon, die er damals während der französischen Kolonialzeit als Geschenk mitgebracht hat. Inzwischen wurde aber sein Kopf gegen den des Königs ersetzt.
Ein traditionelles Khmerlied
Centralmarket mit ganz vielen tollen kleinen Sachen zum Shoppen
Tuktuk
Die Straßen von Kambodscha
Flusspromenade
Das Unabhängigkeitsdenkmal und ganz viel Verkehr
Der ehemalige König
Aerobic!!!
Nachtmarkt
Dann zu einem wichtigen Teil der kambodschanischen Geschichte – die Schreckensherrschaft der Roten Khmer ab 1975. Einige von euch haben vielleicht davon gehört, da es damals auch in Deutschland ziemliche Wellen geschlagen hat, auch wenn das wahre Ausmaß erst nach dem Ende der Regentschaft bekannt wurde. Unser der Herrschaft von Pol Pots wurde in „Demokratisch Kampuchea“ jeder beseitigt, der nicht in das Konzept der Roten Khmer passte, dazu gehörten vorallem Intellektuelle (alle die lesen konnten oder min. eine Fremdsprache sprechen) und Geistliche. Die Menschen wurde aus den Städten vertrieben und auf dem Land angesiedelt, um einen Bauernstaat zu errichten, viele wurden dabei von ihren Familien getrennt. Viele straben dabei an Hunger und Krankheit oder in einer der 100 Vernichtungslager, in denen tausende Menschen brutal und schnell getötet wurden. In den 4 Jahren der Schreckensherrschaft wurden ca. 1/3 der Bevölkerung getötet worden. Nach außen hin war kaum etwas von den Schrecken bekannt und so wurde die Regierung noch bis zum Ende von den westlichen Ländern als legitim erklärt. Erst nach der Befreiung durch die Vietnamesen wurden die vielen Vernichtungslager entdeckt und das wahre Ausmaß öffentlich.
Ich habe eines der größten Vernichtungslager in der Nähe Phnom Phens besucht, die sogenannten „Killing Fields“. Dort wurde die Geschichte sehr gut aufgearbeitet. Man bekommt einen Audioguide, auch auf Deutsch, der einen durch das Gelände führt. Man bekommt so einen guten Eindruck von den Geschehnissen und kann das Tempo selbst bestimmen. Zwischendurch hat man auch die Möglichkeit Berichte von Betroffenen (Ueberlebende genauso wie ehemalige Henker des Vernichtungslagers) anzuhören, die teilsweise schon ziemlich schockierend sind. Bei den Massengräbern sind auch noch einige Kleidungsfetzten und Knochen zu sehen, wodurch das ganze nochmal realistischer wird.
Im Anschluss ging es dann auch noch ins Tuol-Sleng-Museum. Die ehemalige Schule wurde zu Zeiten der Roten Khmer als Gefängnis benutzt. Dort hat man vieles noch so gelassen wie zu Zeiten des Gefangenenlagers, sodass es alles immer noch sehr bedrückend wird. Man kann sich genau vorstellen wie die Gefangenen dort gefoltert wurden und unter welchen Umständen sie dort gelebt haben müssen. Ich fand es trotz der bedrückenden Stimmung, aber trotzdem interessant so etwas über die Vergangenheit Kambodschas zu erfahren.
Die Mahnmal Pagode, in der auch die Schädel der gefunden Leichen aufbewahrt werden
Das Gelände rund um die Killing Fields
Massengrab
Dieser Baum wird „Killing tree“ genannt, weil dort vorallem Babys und Kinder erhängt oder getötet wurden, indem ihre Köpfe gegen den Stamm geschlagen wurden
Einige der gefundenen Knochen
Das Tuol-Slong-Gefängnis
Die Gefängnisregeln
Das Gelände mit Galgen
Der Stacheldraht stammt noch aus den Zeiten des Gefängnises. Er wurde angebracht, damit die Leute aus dem oberen Stockwerk sich nicht aus dem Fenster stürzen können
In die früheren Klassenzimmern wurden kleine Zellen gemauert, die so klein sind, dass sich ein ausgewachsener Mann dort nicht richtig ausstrecken kann